Technischer Mitarbeiter bei der Analyse von Fettsäuren in Plasmaproben mittels Gaschromatographie und Massenspektrometrie. © Till Budde/DIfE
Technischer Mitarbeiter bei der Analyse von Fettsäuren in Plasmaproben mittels Gaschromatographie und Massenspektrometrie. © Till Budde/DIfE

Ballaststoffverzehr und Diabetes-Risiko: Fettsäuren im Blut geben Aufschluss

  • 03.05.2017
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  • Redaktion

Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) zeigen, dass die individuelle Aufnahme von Ballaststoffen anhand der Blutwerte bestimmter Fettsäuren objektiv bewertet und mengenmäßig eingeordnet werden kann. Die Ergebnisse liefern so neue Einblicke in menschliche Stoffwechselmechanismen, die für die Vorbeugung von Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 bedeutend sind.

Die Wissenschaftler haben untersucht, ob beim Menschen ein direkter Zusammenhang zwischen dem Ballaststoffverzehr, den Fettsäurespiegeln im Blut und dem Diabetes-Risiko bestehen könnte. Da ein Nachweis für die menschliche körpereigene Synthese von C15- und C17-Fettsäuren bislang jedoch noch fehlte, führten die Forscher eine Ernährungsstudie mit insgesamt 16 gesunden weiblichen und männlichen Studienteilnehmern durch.

Für jeweils sieben Tage erhielten die zehn Frauen und sechs Männer im Wechsel zusätzlich zu ihrer normalen Kost täglich entweder 30 g Zellulose, 30 g Inulin oder 6 g Propionat (eine Vorstufe von C15- und C17-Fettsäuren), wobei die Forscher die Fettsäurespiegel der Teilnehmer vor und nach jeder Supplementierung bestimmten. Während Zellulose zur Gruppe der unlöslichen Ballaststoffe zählt, die nicht zur mikrobiellen Propionatbildung im Darm beiträgt, gehört Inulin zu den löslichen Ballaststoffen. Zusätzlich zu der Ernährungsstudie führten die Forscher Zellkulturexperimente durch, um den Propionatstoffwechsel in menschlichen Leberzellen genauer zu analysieren.

Ergebnisse könnten helfen, Aussagekraft künftiger Ernährungsstudien zu erhöhen

Wie die Forscher beobachteten, hatte der Zelluloseverzehr keinen Einfluss auf die Blutspiegel der C15- und C17-Fettsäuren. Dagegen stiegen die Spiegel der C15-Fettsäure nach dem Verzehr von Inulin um 17 Prozent beziehungsweise nach der Aufnahme von Propionat um 13 Prozent an. Die Blutwerte der C17-Fettsäure erhöhten sich parallel um durchschnittlich 11 beziehungsweise 13 Prozent. Auch in den Zellkulturexperimenten stimulierte die Zugabe von Propionat ins Nährmedium die Produktion der beiden Fettsäuren in den Leberzellen.

Erstmals konnte so gezeigt werden, dass der Mensch in der Lage ist, C15- und C17-Fettsäuren aus der Vorstufe Propionat zu bilden. Darüber hinaus verschiebe sich die Fettsäuresynthese umso mehr in Richtung der beiden Fettsäuren, je mehr Propionat in die Leberzellen gelange, sagt Karolin Weitkunat, die sich mit Sara Schumann die Erstautorschaft teilt. Dabei sei der mikrobielle Abbau löslicher Ballaststoffe im Darm für die in der Leber zur Verfügung stehende Propionatmenge ganz entscheidend. Verschiedene Studien weisen laut Weitkunat darauf hin, dass Propionat die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen verbessert. Daher spreche vieles dafür, dass ein kausaler, biologischer Zusammenhang zwischen einer erhöhten Aufnahme löslicher Ballaststoffe, erhöhten Blutwerten der C15- und C17- Fettsäuren sowie einem verminderten Typ-2-Diabetes-Risiko besteht, ergänzt Sara Schumann.

Die Blutwerte der C15- und C17-Fettsäuren könnten künftig als Biomarker genutzt werden, um den Verzehr löslicher Ballaststoffe unabhängig von oftmals fehlerbehafteten Selbstauskünften der Studienteilnehmer mengenmäßig zu bestimmen. Nicht zuletzt hoffen die Wissenschaftler durch ihre Forschungsergebnisse auch das Bewusstsein für eine ausreichende Ballaststoffaufnahme zu erhöhen, denn besonders in den westlichen Industrienationen ernähren sich die Menschen immer noch zu ballaststoffarm. Eine ausreichende Ballaststoffzufuhr könnte wesentlich dazu beitragen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, aber auch Darmkrebs vorzubeugen.

Quelle: DIfE

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