© KatarzynaBialasiewicz / iStock / Thinkstock
Die teilnehmenden Kinder konnten selbst entscheiden, welchen Snack sie wählen wollen. © Thomas Northcut / DigitalVision / Thinkstock

Kinder und die Wahl ihrer Snacks: Erfahrung mit Geld macht einen Unterschied

  • 04.08.2017
  • News
  • Redaktion

Wie Marken und Preise Kaufentscheidungen von Kindern beeinflussen, zeigt eine Studie der Universität Bonn in Kooperation mit der Friedman School of Nutrition Science and Policy an der Tufts University in den USA. Ein Ergebnis ist, dass sich einige der beteiligten Kinder bei höheren Preisen für ungesunde Snacks für die gesündere Alternative entscheiden.

Die Forscher zeigen in ihrer Studie, wie 116 Kinder im Alter von acht bis elf Jahren in Offenen Ganztagsschulen in der Region Boston ihr Taschengeld nutzen, um sich Süßigkeiten und andere Snacks zu kaufen. Zunächst absolvierten die Probanden kognitive Tests. Als Entlohnung erhielten die Kinder anschließend zwei US-Dollar. Dieses Geld konnten sie im darauffolgenden Kaufexperiment ausgeben.

Man wisse nicht viel darüber, wie Kinder ihr Geld für Snacks ausgeben, äußert sich derr Korrespondenzautor der Studie, Prof. Dr. Sean Cash, Ökonom an der Friedman School of Nutrition Science and Policy. Dies sei ein von der Forschung bislang vernachlässigtes Feld. Dies gelte insbesondere dafür, wie Kinder Abwägungen zwischen Preisen und anderen Nahrungsmittelattributen vornehmen.

Gesunde und ungesunde Auswahl im Test

Die Forscher präsentierten den Kindern verschiedene Snack-Optionen: Kekse, Apfelscheiben und Joghurt. Jedem Kind wurden zehnmal Fotos von jeweils zwei Snack-Artikeln gezeigt, die sich nach Art des Produkts, in Hinblick auf den Preis und die Marke unterschieden. Die Kinder konnten sich jeweils für eines der beiden Produkte entscheiden oder auch entscheiden, keines der Produkte zu wählen. Den Kindern wurde gesagt, dass am Ende des Experiments zufällig eine ihrer zehn Entscheidungen gezogen würde und sie verpflichtet wären, den bei dieser Entscheidung gewählten Snack zu dem entsprechenden Preis zu kaufen.

Die Preise der Snacks lagen zwischen 30 US-Cent und 70 US-Cent und die Kinder mussten das Produkt von dem zuvor verdienten Geld bezahlen und erhielten anschließend den Snack. Dieser Teil des experimentellen Designs machte die jeweilige Entscheidungssituation möglichst realistisch für die Kinder. Ein Teil der Snacks waren Produkte einer bekannten Fast-Food-Kette, und dienten dazu, die Bedeutung der Marke auf das Entscheidungsverhalten zu testen.

Erfahrung mit Geld hilft bei der Preiseinschätzung

Die Entscheidung der Kinder war vor allem durch die Art des Produktes bestimmt (Kekse, Apfelscheiben, Joghurt). Am häufigsten wählten die Probanden den Schokoladenkeks, während die Apfelschnitten den zweiten Platz belegten. Andere Ergebnisse waren überraschend: „Wir stellten fest, dass die Markenbekanntheit kein wesentlicher Faktor für den Kauf eines Snacks war. Vielmehr kam es darauf an, ob das Kind die Marke mag oder nicht“, sagt Erstautorin Prof. Dr. Monika Hartmann, die während der Studie Gastwissenschaftlerin an der Friedman School war und am Institut für Lebensmittel- und Ressourcenökonomik der Universität Bonn tätig ist.

Das zweite wichtiges Ergebnis zeigt, wie sich der Preis die Kaufentscheidung der Kinder beeinflusst: Kinder, die es gewohnt waren, von ihren Eltern Taschengeld zu erhalten, reagierten in der erwarteten Weise auf höhere Preise, während diejenigen, die wenig Erfahrung mit Geld hatten, dies im Allgemeinen nicht taten. Dieses Ergebnis unterstützt Forschungserkenntnisse, die darauf hinweisen, dass Erfahrung mit Geld ein wichtiger Aspekt ist, um die Bedeutung von Preisen zu erlernen.

Aufgrund der kleinen Stichprobe der Studie, die zudem regional begrenzt war und nur wenige Produktalternativen im Kaufexperiment vorhielt, sehen die Wissenschaftler die Notwendigkeit für weitere Forschungsarbeiten. Diese sollten untersuchen, wie Preise und die Präsentation von Produkten (zum Beispiel Verpackung, Branding) dazu beitragen können, Kaufentscheidungen positiv zu beeinflussen.

Quelle: Universität Bonn

Publikation: Hartmann, Monika; Cash, Sean B.; Yeh, Ching-Hua, Landwehr, Stephanie C.; McAlister Anna R.. Sean B. Cash, Ching-Hua Yeh, Stefanie C. Landwehr, Anna R. McAlister. Children's purchase behavior in the snack market: Can branding or lower prices motivate healthier choices? Appetite 117 (2017) 247e254. DOI: https://doi.org/10.1016/j.appet.2017.06.014

Das könnte Sie interessieren
Shopping-Studie zum Tierwohl im virtuellen Supermarkt weiter
Wegweiser dringend gesucht! Hintergrund, Entwicklungsstand und Herausforderungen von... weiter
Wie kann die Implementierung des prozessgeleiteten Arbeitens in die Praxis der... weiter
„Der Weg zur Publikation. Insider-Wissen zum Schreiben und Publizieren in... weiter
9 Tipps für eine ausgewogene Ernährung beim Fasten im Ramadan weiter
© Irina_Strelnikova/iStock/Getty Images Plus
„Mehr Tempo bei der Regulierung wäre gut!“ weiter