Viele Erkrankungen und Therapien wurden im Hinblick auf geschlechterspezifische Effekte bislang kaum untersucht. © Prostock-Studio /iStock/Getty Images Plus

Genderforschung: Geschlechteraspekte in der Ernährung und Medizin

  • 12.01.2022
  • News
  • Redaktion

Welche unterschiedlichen Geschlechteraspekte gibt es zwischen Frauen und Männern in der Ernährung und Medizin? Dass sich beispielsweise Herzinfarkte bei Frauen im Vergleich zu Männern symptomatisch anders äußern, ist inzwischen gut erforscht. Auch bekannt ist, dass Männer anfälliger für manche Krebserkrankungen sind, während Frauen häufiger von Essstörungen betroffen sind. Jedoch gibt es viele weitere Erkrankungen und Therapien, deren geschlechterspezifische Effekte bislang kaum erforscht sind. Die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen (UDE) untersucht verschiedene Krankheitsbilder mit besonderem Augenmerk auf Geschlechteraspekte in der (Ernährungs-)medizin.

Frau Prof. Dr. Arzu Oezceli, Professorin für Viszerale Transplantation unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte und stellvertretende Direktorin der Klinik für Allgemein-,Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Essen, hat seit dem Sommer 2021 eine Genderteildenomination inne. In den kommenden fünf Jahren untersucht Oezceli, inwieweit der Erfolg einer Leber- oder Nierentransplantation vom jeweiligen Geschlecht abhängt. „Wir wollen untersuchen, welchen Einfluss geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Organ bzw. SpenderIn und Empfängerin auf das Ergebnis der Transplantation haben“, erklärt Oezcelik. Ziel sei es, dass geschlechterspezifische Parameter Einzug in den Klinikalltag finden. Die genderspezifischen Daten sollen zukünftig systematisch miterfasst werden.

Bereits seit 2020 bietet die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen Gendermedizin als Wahlfach für klinische MedizinerInnen an. „Wir möchten das Fach noch weiter ausbauen und wünschen uns auch eine Verankerung von Geschlechteraspekten in den Pflichtfächern für unsere Studierenden“, erklärt PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn, die die Implementierung der Gendermedizin in die Lehre übernommen hat.

Gemeinsam mit den Essener Kolleg für Geschlechterforschung (EKfG) bilden Prof. Dr. Anke Hinney, Prodekanin für wissenschaftlichen Nachwuchs und Diversität, Prof. Dr. Oezcelik und PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn ein Team, das andere WissenschaftlerInnen der Medizinischen Fakultät und der Uniklinik dabei unterstützt, Genderaspekte in neuen Forschungsprojekten zu berücksichtigen.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) empfehle bei allen Neuanträgen, die Relevanz von Geschlecht und Vielfältigkeit vorab zu prüfen, um blinde Flecken in der Forschung zu vermeiden, so Hinney, die bereits seit 2016 die Genderteildenomination zur Molekulargenetik von Adipositas und Essstörungen unter Berücksichtigung von geschlechtsspezifischen Aspekten inne hat.

Erste Erfolge erzielte das Forschungsteam bereits beim ersten Gendersensibilisierungsworkshop in Zusammenarbeit mit dem EKfG für die Beteiligten des Krebs-Forschungsverbunds „PhenoTImE“. Um das Bewusstsein für Genderunterschiede in allen Forschungsbereichen der Universitätsmedizin Essen zu stärken, sind weitere Informationsveranstaltungen und Workshops für WissenschaftlerInnen geplant.

Quelle:
Universitätsklinikum Essen: Gendermedizin: Essen stärkt Forschung und Lehre zu Geschlechteraspekten in der Medizin.
Pressemeldung vom 07.01.2022

 

 

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