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Online News: The hungry lens - Wenn Hunger die Wahrnehmung steuert

  • 12.05.2025
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  • Redaktion

Warum greifen wir eher zu ungesundem Essen, wenn wir hungrig sind? Eine neue Studie von Forschenden der Universität Hamburg zeigt: Hunger beeinflusst nicht nur unsere Vorlieben, sondern auch, worauf wir bei Lebensmitteln im entscheidenden Moment achten. Informationen über Nährwert und Gesundheit treten dann bei der Ernährungsentscheidungen in den Hintergrund.

Forschende der Universität Hamburg haben eine Studie veröffentlicht, in der sie mithilfe von Verhaltensmessungen, Eye-Tracking und computergestützten Modellierungen neue Einblicke in den kognitiven Entscheidungsprozess bei der Lebensmittelauswahl geben.

In der Studie, für die 70 Erwachsene aus Hamburg und Umgebung untersucht wurden, durchlief jeder Teilnehmende zwei Versuchsschleifen – einmal hungrig, einmal gesättigt. Dabei wählten sie zwischen jeweils zwei Essensoptionen: einer gesünderen, aber weniger schmackhafteren, und einer ungesunden, aber dafür umso schmackhafteren Option. Beide Varianten waren mit dem Nutri-Score, einer gängigen Nährwertkennzeichnung, versehen. Mittels Eye-Tracking wurde erfasst, welche Informationen die Probanden beim Entscheiden besonders beachteten. Die Auswertung erfolgte mithilfe eines computergestützten Entscheidungsmodells, dem sogenannten „multi-attribute attentional Drift Diffusion Model“.

Die Ergebnise zeigen, dass bereits im Normalzustand die meisten Studienteilnehmenden geschmacklich ansprechender präsentierte Lebensmittel bevorzugten. Im hungrigen Zustand wurde dieser Effekt deutlich verstärkt. Die Aufmerksamkeit wanderte eher zu den visuell und geschmacklich attraktiveren Optionen – während die Nährwertinformationen, etwa der Nutri-Score, seltener beachtet wurden. Gleichzeitig wurden Entscheidungen im hungrigen Zustand schneller getroffen.

Auf Basis der Ergebnisse legen die Autor*innen nahe, dass einfache Maßnahmen wie Nährwertkennzeichnungen allein möglicherweise nicht ausreichen, um gesunde Essensentscheidungen zu fördern – vor allem nicht bei hungrigen Menschen. Zukünftige gesundheitsfördernde Maßnahmen sollten deshalb besonders darauf abzielen, die Aufmerksamkeit stärker auf gesunde Aspekte zu lenken, etwa durch visuelle Hervorhebungen oder intelligente Platzierung in Supermärkten und Kantinen.

Literatur: March, Jennifer, Gluth Sebastian (2025): The Hungry Lens: Hunger Shifts Attention and Attribute Weighting in Dietary Choice. DOI: https://elifesciences.org/reviewed-preprints/103736#s2


Quelle: Universität Hamburg, Pressemeldung vom 24.04.2025

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