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Im Vordergrund des Moduls „Ernährung“ steht die spielerische und praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Essen und Trinken. © ASC Göttingen

Best Practice: Projekt „fit für PISA Plus“ macht Kindern Lust auf gute Ernährung und Bewegung

Seit 2003 engagiert sich der ASC Göttingen von 1846 e.V. für Ernährungsbildung und Bewegungsförderung bei Grundschülern. Anlass war die Reduzierung von Sportstunden in Niedersachsen vor über 10 Jahren. Für seinen Einsatz wurde das Team 2016 von IN FORM ausgezeichnet und in die Projektdatenbank aufgenommen. Die ERNÄHRUNGS UMSCHAU hat mit ASC-Oecotrophologin Madeleine Hesse-Noll über den Werdegang des Projektes gesprochen.

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Neugierig auf Gesundes: Die Kinder sollen Lebensmittel mit allen Sinnen kennenlernen. © ASC Göttingen

Wann wurde das Projekt „fit für PISA Plus“ initiiert und warum?

Madeleine Hesse-Noll: Zunächst wurde in den Jahren von 2003 bis 2009 in insgesamt fünf Göttinger Grundschulen das Bewegungsprojekt „fit für PISA“ angestoßen. Dabei nahmen etwa 300 Kinder an einer täglichen Sportstunde während ihrer Grundschulzeit teil. Der Anlass war die Reduzierung der Sportstunden in den Grundschulen von drei auf zwei Stunden pro Woche. Rund um den ASC Göttingen von 1846 e. V. setzten sich daraufhin engagierte Initiatoren zusammen. Sie entwickelten schnell die Idee, eine tägliche Sportstunde in den Grundschulen zu verankern. Nach kurzer Planungsphase konnten glücklicherweise auch direkt Schulen zur Umsetzung des Projekts gefunden werden.


Wie haben die Schulen die Idee angenommen?

Hesse-Noll: Von den teilnehmenden Schulen wurde das Ursprungsprojekt „fit für PISA“ sofort gut angenommen und um die Module „Ernährung“ und „Patenarzt“ ergänzt. Somit ging mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 das nun auch ausgezeichnete Nachfolgeprojekt „fit für PISA Plus“ zum ersten Mal an den Start.

Ziel von „fit für PISA Plus“ ist die langfristige Verbesserung beziehungsweise die Erhaltung der Gesundheit und die Unterstützung gesundheitsfördernder Strukturen und Verhaltensweisen im Setting Schule. Hauptziel des Projekts ist es, die teilnehmenden Grundschüler zu mehr Bewegung und gesünderer Ernährung zu motivieren. Neben der Wissensvermittlung und der Verbesserung der Alltagskompetenz im Bereich Ernährung werden auch relevante Themen aus dem Bereich Medizin behandelt. Diese Informationen richten sich auch an die Eltern der Kinder und an die Lehrer. Außerdem soll die soziale Kompetenz der Kinder gefördert werden.

Wie viele Schulen nehmen an „fit für PISA Plus“ teil?

Hesse-Noll: Im Schuljahr 2012/2013 startete „fit für PISA Plus“ an vier Grundschulen in der Stadt Göttingen und an einer Grundschule im Landkreis Göttingen (Osterode). Insgesamt zwölf Klassen mit 220 Erstklässlern waren dabei. Alle Kids und Lehrer hatten viel Spaß an den Sport- und Ernährungsangeboten und der Zusammenarbeit mit ihrem Patenarzt, so dass „fit für PISA Plus“ erfolgreich bis zum Ende der vierten Klasse umgesetzt werden konnte. Auch im gesamten Lehrerkollegium fand das Projekt Interesse. In den Nachfolgejahren konnten neue erste Klassen sowie weitere Grundschulen gewonnen werden.

Bereits 2013/2014 nahmen an „fit für PISA Plus“ 22 Klassen in sechs Schulen teil. Mit weiteren neuen Klassen, die sich für die Teilnahme an „fit für PISA Plus“ entschlossen, werden im aktuellen Schuljahr 356 Kinder mit zusätzlichen Sportangeboten und Ernährungsthemen erreicht. „fit für PISA Plus“ ist derzeit in allen Jahrgangstufen vertreten und wird in 18 Klassen an fünf Ganztagsschulen in Göttingen durchgeführt.

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Gesundheitswoche in einem Göttinger Einkaufszentrum mit dem Bewegungsparcours des ASC. © ASC Göttingen

Wie viele Module umfasst das Projekt und wie sind diese miteinander verknüpft?

Hesse-Noll: Das Projekt „fit für PISA Plus“ besteht aus den drei Modulen „Bewegung und Sport“, „Ernährung“ und „Patenarzt“, die vom ersten bis zum vierten Schuljahr durchgeführt werden. Über das Modul „Bewegung und Sport“ werden zusätzlich zum Schulsport mindestens zwei weitere Sport- oder Bewegungseinheiten pro Woche in den Schulvor- oder Nachmittag implementiert. Diese zusätzlichen Sporteinheiten werden von Sportübungsleitern oder pädagogischen Mitarbeitern des ASC Göttingen von 1846 e. V. durchgeführt.

Durch das Angebot von vielfältigen Bewegungserfahrungen soll das Interesse und die Freude an Bewegung (wieder) geweckt werden und die Kinder zu mehr Bewegung im (Schul-)Alltag motiviert werden. Ziel ist eine Verbesserung der Motorik sowie der allgemeinen Fitness und die Vorbeugung von Haltungsschwächen. Hinzu kommt die Steigerung der sozialen Kompetenz, also Fair Play.

Im Vordergrund des Moduls „Ernährung“ steht die spielerische und praktische Umsetzung ausgewählter Inhalte rund um das Thema Essen und Trinken. Neben einer gesundheitsförderlichen Auswahl an Lebensmitteln, soll vor allem Freude am Essen vermittelt werden. Die Schüler erhalten zwei Einzel- und zwei Doppelstunden pro Schuljahr zu verschiedenen Ernährungsthemen. Inhalte im ersten Schuljahr sind beispielsweise die Lebensmittelgruppen, Küchenhygiene, sicheres Schneiden und der Umgang mit Küchengeräten. Die Kinder lernen Lebensmittel mit allen Sinnen kennen und üben sich in der Zubereitung von einfachen Gerichten und Getränken in den praktischen Kocheinheiten.

Was zählt noch dazu?

Hesse-Noll: Die Vermittlung von handlungsorientiertem Wissen über die Lebensmittelzusammensetzung, Esskultur und die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit zum Beispiel. Diese soll die Alltagskompetenzen der Kinder verbessern, neugierig auf gesunde Lebensmittel machen und die Entscheidungsfähigkeit steigern.

Durchgeführt wird das Modul von einer Oecotrophologin, unterstützt wird sie von ASC-Helfern und von den Lehrern. Dies ist wichtig, um eine vertraute Bezugsperson für die Kinder zu stellen. Die vier Ernährungseinheiten werden zu Beginn jedes Schuljahres mit dem Klassenlehrer vereinbart. Alle benötigten Materialien und Lebensmittel werden vom „fit für PISA Plus“-Team mitgebracht. Vor den Terminen erhalten die Lehrer Informationen über die Inhalte der verschieden Einheiten.

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