Wie sich Pflanzen- statt Fischöl und Isoflavone auf die Fettsäuresynthese von Regenbogenforellen auswirkt, untersuchten Aquakultur- und ErnährungsexpertInnen in Kiel. © josefkubes/iStock/Getty Images Plus
Wie sich Pflanzen- statt Fischöl und Isoflavone auf die Fettsäuresynthese von Regenbogenforellen auswirkt, untersuchten Aquakultur- und ErnährungsexpertInnen in Kiel. © josefkubes/iStock/Getty Images Plus

Einfluss von Pflanzenöl auf Fettsäuremuster: Pflanzliche Öle statt Fischöl als Futtermittel in Aquakulturen

Ob und in welcher Menge sich Fischöl in Futtermitteln durch pflanzliche Öle ersetzen lässt, haben Aquakultur- und ErnährungsexpertInnen der Universität Kiel mit Unterstützung des BÖLN (Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft) erforscht.* Ihr Ziel war es herauszufinden, ob pflanzliche Öle und bioaktive Stoffe das Fettsäuremuster in Forellen verbessern können – als Beitrag zu einer gesunden Ernährung.

Hintergrund

In der Aquakultur wird bei der Fütterung zunehmend Fischöl durch pflanzliches Öl ersetzt. Denn Fischöl ist teuer. Noch dazu ist der Einsatz von Fischöl und -mehl in der ökologischen Aquakultur strikt geregelt. Doch mit dem vermehrten Einsatz pflanzlicher Öle verringert sich der Gehalt an langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (LC-PUFAs) im Fisch und somit auch die Produktqualität. Zu den LC-PUFA zählen auch die Eicosapentaensäure (EPA, 20:5n-3) und Docosahexaensäure (DHA, 22:6n-3) aus der Gruppe der n-3-Fettsäuren. Diese sind ein wichtiger Inhaltsstoff in Fischmehl und Fischöl. Fische können selber keine oder nur geringe Mengen dieser n-3-Fettsäuren herstellen und müssen sie aus ihrer Nahrung zu sich nehmen.

Das gilt auch für die Ernährung des Menschen. Wer regelmäßig Fisch isst, kann so seinen Bedarf an den gesundheitsfördernden Fettsäuren decken. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen haben den gesundheitlichen Nutzen von EPA und DHA bestätigt: Unter anderem wirken sie positiv auf das Herz-Kreislauf-System, sind blutdrucksenkend sowie entzündungshemmend.

Ankurbeln der Fettsäuresynthese

Grundsätzlich gelten folgende Ansprüche an bedarfsgerechte Futtermittel: Zum einen müssen sie hinsichtlich ihrer physikalischen und chemischen Qualität an die Fischart angepasst sein. Nur so ist es möglich, ein hochwertiges Lebensmittel für die menschliche Ernährung herzustellen. Zum anderen muss die Verwendung des Futtermittels sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll sein.

Hierfür kommen – als nachhaltige Alternative zu Fischöl – pflanzliche Öle infrage. Interessant ist daher ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Kiel, betreut durch das Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN). In dem Forschungsvorhaben testeten Kieler Aquakultur- und ErnährungsexpertInnen verschiedene Ansätze, um die LC-PUFA-Spiegel in Regenbogenforellen zu erhöhen. Die Fische wurden mit ausgewählten pflanzlichen Ölen gefüttert sowie mit einer Kombination aus Fischöl und Pflanzenöl, teils mit Zusatz von bioaktiven Substanzen.

Als zusätzliche Komponente wurde das Öl von Acker-Steinsame**, auch Acker-Rindszunge genannt, getestet. Buglossoides arvensis, so die botanische Bezeichnung dieser ölhaltigen Pflanze, enthält reichlich α-Linolensäure (ALA, 18:3n-3) sowie Stearidonsäure (SDA, 18:4n-3). Letztere könnte die Effizienz der LC-PUFA-Biosynthese steigern, ist aber in den kommerziell verwendeten Pflanzenölen für die Fischernährung bisher nicht enthalten.

Gleiches gilt für ausgewählte bioaktive Substanzen wie etwa Equol oder Genistein aus der Gruppe der Isoflavone. Diese zählen zu den Phytoöstrogenen und ähneln von ihrer Struktur dem Hormon Östrogen. Über verschiedene Mechanismen können sie sich positiv auf die Fettsäurebiosynthese von Fischen auswirken. Aus früheren Studien ist bekannt, dass andere bioaktive Substanzen wie Resveratrol die DHA-Werte um bis zu 70 % erhöhten, bei Sesamin stieg der Anteil in Geweben von Regenbogenforellen um bis zu 37 %.



* Der offizielle Titel des BÖLN-Forschungsvorhabens lautet: „Erhöhung der Fettsäuresynthese von Regenbogenforellen durch Isoflavone“. Es wurde gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

**Buglossoides arvensis ist eine einjährige krautige Pflanze aus der Gattung Rindszungen (Buglossoides) aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae). Die Wildpflanze wächst in Getreideunkrautgesellschaften, an Wegrändern oder auf Schutt. Hierzulande ist sie in Mittel- und Süddeutschland verbreitet. Im kleinen Maßstab wird die Pflanze zur Ölgewinnung angebaut und findet als „Ahiflower Öl“ Verwendung in der menschlichen Ernährung und auch in der Tierernährung, bspw. für Pferde.

Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter
Nachschlag: Zahlenspiele und (Denk)blockaden weiter
Lebensmittelindustrie: Haltungsformkennzeichnung für tierische Erzeugnisse wird fünfstufig weiter
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 3: Sonnenblumenöl weiter
Rapsöl – Basiswissen weiter
Vegetarische/vegane Alternativen zu Fisch und Meeresfrüchten – Teil 1 weiter