Hinweisschild Ernähungsforschung © Maduell_iStock/Getty Images
Wie sieht die deutsche Ernährungsforschung der Zukunft aus? © Maduell_iStock/Getty Images

Forschungsförderung in Deutschland: Zukünftige Ausrichtung der Ernährungsforschung in Deutschland

Zum Thema Bündelung und Verstärkung der Ernährungsforschung in Deutschland hatte Dr. Robert Schaller, Leiter des Referats Ernährungswissenschaft/Ernährungsforschung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft BMEL zahlreiche Player der deutschen Forschungslandschaft am Rande des 58. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Ernährung eingeladen. Ziel war eine erste Situationsbeschreibung und das Sammeln von Anregungen für eine sinnvolle Ausrichtung Forschungsförderung auf dem Gebiet der Ernährung, die noch in dieser Legislaturperiode konkretisiert werden soll.

Sechs Impulsvorträge stimmten auf die Thematik ein, dann wurde im Plenum diskutiert, wie Forschungsvorhaben aus der „Projektitis“ in die Verstetigung gebracht werden können und durch strategische Zusammenschlüsse auch die Internationale Sichtbarkeit der Ernährungsforschung in Deutschland verbessert werden kann. Dabei kam auch Kritik auf: So wurde bedauert, dass die Forschung und Lehre zum Schwerpunkt Internationale Ernährung in den letzten Jahren an den Hochschulen stark zurückgefahren wurde – entgegen der globalen Bedeutung. Die derzeit intensiv diskutierten Veröffentlichungen, z. B. zu klima- und gesundheitsrelevanten Ernährungsweisen (z. B. eat-lancet-commission; https://eatforum.org/eat-lancet-commission/), fanden ohne wesentliche deutsche Beteiligung statt. Moniert wurde auch eine zu starke Vermischung von Grundlagenforschung und produktbezogener Forschung und zu eng gefasste Forschungsausschreibungen, die den Zusammenschluss zu überregionalen Verbünde erschweren. Dr. Schaller ermutigte alle Teilnehmer, das Referat Ernährungswissenschaft/Ernährungsforschung im BMEL als Anlaufstelle für Vorschläge zu nutzen, eine Fortsetzung der Veranstaltung, dann auch im größeren Kreis, soll möglichst noch in diesem Jahr stattfinden.

Nachstehend einige Statements der Impulsvorträge:

„Durch die Zersplitterung der Ernährungsforschung in Deutschland erreichen wir keine kritische Masse!“
Prof . Dr. Pablo Steinberg, Präsident des Max Rubner-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel.
https://www.mri.bund.de/ 

„Ein Problem ist, dass verschiedene ernährungsrelevanten Disziplinen, also neben der Ernährungswissenschaft auch Lebensmittelchemiker, Toxikologen nebeneinander her forschen und dadurch keine gemeinsame Wahrnehmbarkeit der Ernährungsforschung erreicht wird.“
Dr. Georg Munz, Programmdirektor der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG.
www.dfg.de/foerderung/programme/index.html 

„Was ich mir wünsche? Mehr Ernährungsverhaltensforschung, mehr Untersuchungen auf den Gebieten Gesundheitsökonomie, Publich Health (Nutrition) und Gemeinschaftsgastronomie!“
Prof. Ulrike Arens-Azevêdo, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V.
www.dge.de/ 

„Wir haben im internationalen Vergleich durchaus eine gute Fördersituation der Ernährungsforschung, aber es entsteht der Eindruck: In der Bevölkerung kommt nichts an!“
Prof. Tilmann Grune, Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung, DifE.
www.dife.de/ 

„Mehr langfristige angelegte Forschung wäre auch für die Hochschulen wünschenswert, allerdings steht dem manchmal der gegenseitige Wettbewerb um Fördermittel im Weg!“
Prof. Stefan Lorkowski, u. a. Leiter des Kompetenzclusters für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit nutriCard.
www.nutricard.de/ 

„Junge Kollegen bringen als Dozenten viel Forschungsbegeisterung und -erfahrung an die Fachhochschulen. Oft schlägt den FHs allerdings von Seiten der Universitäten und Forschungseinrichtungen noch viel Skepsis bezüglich Forschungsfähigkeit entgegen.“
Prof. Dr. troph. Ursel Wahrburg, Fachbereich Oecotrophologie · Facility Management der FH Münster.
www.fh-muenster.de/studium/studiengaenge/

„Die Ernährungsforschung muss von der Politik fordern, was man auch von der Forschung erlangt: Mehr Interdisziplinarität in Bezug auf die Förderung von Ernährungsforschung. Denn Ernährung betrifft zahlreiche Resorts, z. B. Gesundheit, Umwelt, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit.“
Prof. Dr. Hannelore Daniel, ehemals TUM München

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