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Trauben sind empfindliche Kulturen, die von Schadorganismen wie Pilzen, Insekten und Milben befallen werden können. © Maja Petric / Unsplash

Pflanzenschutzmittel: Tafeltrauben kaum belastet

  • 15.09.2015
  • News
  • Redaktion

Wurden im Jahr 2005 noch bei über fünf Prozent der untersuchten Trauben Rückstände von Pflanzenschutzmitteln über den vorgeschriebenen Höchstgehalten gefunden, ist dieser Wert in 2013 und 2014 deutlich gesunken. Dies berichtet das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Dennoch wiesen knapp 80 Prozent der untersuchten Trauben mehr als einen Rückstand auf – deren Kombination könnte Risiken bergen.

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Behandlung von Weinreben: In biologisch erzeugten Tafeltrauben wurden seltener Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. © Kalulu / iStock / Thinkstock

Mehltaupilze, der Grauschimmelpilz, die Reblaus, die Traubenwickler, Spinnmilben und viele andere Schadorganismen können Weinreben schädigen. Sowohl im konventionellen als auch ökologischen Anbau kommen daher Pflanzenschutzmittel zum Einsatz.

Im ökologischen Weinbau werden meist Pflanzenschutzmittel eingesetzt, die seit über 100 Jahren verwendet werden (zum Beispiel schwefel- und kupferhaltige Mittel). In anderen Weinbausparten wird zusätzlich ein breites Spektrum chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel eingesetzt. So wird bei den Rückstandsuntersuchungen besonders häufig der Wirkstoff Folpet gefunden, ein im Weinbau zugelassenes Fungizid.

Wird der Rückstandshöchstgehalt von Pflanzenschutzmitteln überschritten, bedeutet dies nicht zwangsläufig eine Gesundheitsgefahr für die Verbraucher. Laut BVL können meist erst sehr viel höhere Konzentrationen die Gesundheit schädigen. Ob die gefundene Menge gesundheitsschädlich ist, muss im Einzelfall von den Überwachungsbehörden der Länder bewertet werden.

Welche Gefahr bergen Mehrfachrückstände?

Durch den regelmäßigen Einsatz verschiedener Pflanzenschutzmittel kommt es jedoch bei Trauben häufig zu sogenannten Mehrfachrückständen. Auch während der Lagerung oder beim Transport können durch weitere Anwendungen beziehungsweise auch durch den Kontakt mit kontaminierten Transportbehältern oder Förderbändern Rückstände entstehen.

Nach Angaben des BVL wiesen 2013 mehr als 79 Prozent der untersuchten Trauben mehr als einen Rückstand auf. Eine Beurteilung, ob von bestimmten Kombinationen mehrerer Rückstände größere Risiken ausgehen als von einzelnen Rückständen, ist fachlich noch nicht möglich.

Konzepte zur routinemäßigen Berücksichtigung von Mehrfachrückständen sowohl in der Bewertung als auch bei der Festsetzung der Rückstandshöchstgehalte werden derzeit durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden der EU-Mitgliedstaaten entwickelt.

In biologisch erzeugten Tafeltrauben wurden seltener Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gefunden. 44 Prozent der 2013 untersuchten Proben waren rückstandsfrei. Keine Probe musste wegen einer Rückstandshöchstgehaltsüberschreitung beanstandet werden.

Türkische Trauben mit dem meisten Rückständen

Am wenigsten Rückstände weisen Trauben auf, die aus Südafrika importiert werden. Die Überschreitungen der Rückstandshöchstgehalte liegen hier seit 2005 zwischen 0 und 1 Prozent. 

Bei italienischen, griechischen und spanischen Trauben hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verbessert. Lagen die Überschreitungsquoten 2005 noch bei 8,2 Prozent (Spanien), 7,3 Prozent (Griechenland) beziehungsweise 3,3 Prozent (Italien), traten 2013 gar keine (Griechenland und Spanien) oder nur in Einzelfällen (Italien: 0,8 Prozent) Überschreitungen auf.

In türkischen Trauben dagegen werden noch relativ häufig Rückstandshöchstgehalte überschritten (2013: 7,7 Prozent). Allerdings hat sich auch hier die Situation verbessert. 2005 waren es noch rund 21 Prozent.

Auch Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber können eine Belastung darstellen. In den Jahren 2009 bis 2014 konnten bei 85 Prozent der auf Blei, bei 91 Prozent der auf Cadmium und bei 86 Prozent der auf Quecksilber untersuchten Tafeltraubenproben jedoch keine quantifizierbaren Gehalte ermittelt werden.

Im Falle von Befunden oberhalb der analytischen Bestimmungsgrenze wurden die EU-weit für Tafeltrauben festgesetzten Blei-, Cadmium- und Quecksilber-Höchstgehalte (0,1 mg/kg, 0,05 mg/kg und 0,002 mg/kg) deutlich unterschritten.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit



Weitere Informationen

Schwefeldioxid und Salze der schwefligen Säure (Sulfite, E 220-228) sind in Tafeltrauben wegen ihrer wachstumshemmenden Wirkung gegenüber Hefen, Pilzen und Bakterien als Konservierungsstoffe zugelassen. Sulfite können bei einigen Menschen zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Daher unterliegen diese Stoffe nach der EU-Lebensmittelinformationsverordnung einer Kennzeichnungspflicht.

Homepage des BVL 

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