Produktmonitoring 2022: Weiterhin zu viel Zucker, Fett und Salz in Kinderprodukten

In Fertigprodukten stecken noch immer zu viel Zucker, Fett und Salz. Dies gilt auch für Produkte mit Kinderoptik, die teilweise sogar mehr Zucker oder Fett enthalten als vergleichbare Produkte ohne Kinderoptik. Das ist das Ergebnis des „Produktmonitorings 2022“ des Max Rubner-Instituts (MRI) zu Energie- und Nährstoffgehalten in Fertiglebensmitteln mit Kinderoptik für das rund 7000 Produkte untersucht wurden.

Das MRI überprüft damit die Reduktionsbemühungen der Lebensmittelwirtschaft.
Im Ergebnis haben Produkte mit Kinderoptik gegenüber vergleichbaren Produkten ohne Kinderoptik überwiegend ähnliche oder geringere Energie-, Fett-, Zucker- und Salzgehalte. So enthalten etwa Quarkzubereitungen mit Kinderoptik geringere Energie-, Fett und Zuckergehalte als vergleichbare Quarkzubereitungen ohne Kinderoptik.
Bei wenigen Produktuntergruppen, etwa Flakes mit Kinderoptik, zeigen sich höhere Zuckergehalte gegenüber Produkten ohne Kinderoptik. Bei Frühstückscerealien ist der Zuckergehalt im Vergleich zur Basiserhebung 2016 um rund 20 % gesunken. Bei Jogurt und Quark waren auch die Energiegehalte um rund 8 bzw. 11 % reduziert. Auch trinkbare Milchmischerzeugnisse enthalten signifikant weniger Zucker als 2019.
Bei regulären Erfrischungsgetränken mit Kinderoptik ist 2022 hingegen ein statistisch signifikanter Anstieg des Zuckergehalts im Vergleich zur Erhebung 2019 feststellbar.
Bei den Suppen sind im Vergleich zur ersten Erhebung 2016 insgesamt und für sieben Produktuntergruppen (wie Instantsuppen) statistisch signifikante Reduktionen im Salzgehalt festzustellen. Gleichzeitig sind in der Gesamtstichprobe die Energie- und Fettgehalte signifikant erhöht. Für Eintöpfe können keine statistisch signifikanten Veränderungen der Energie- und Nährstoffgehalte gegenüber der Basiserhebung 2016 festgestellt werden.

Das Produktmonitoring 2022 zeigt, dass die Zuckergehalte – trotz Reduktionen bei bestimmten Lebensmitteln – in gesüßten Milchprodukten, Frühstückscerealien und Erfrischungsgetränken sowie die Salz- und Fettgehalte in Suppen, Eintöpfen und Instantgerichten weiterhin hoch sind.

Ergebnisbericht Produktmonitoring 2022
www.mri.bund.de/de/produktmonitoring-aktuell

Quelle: Max Rubner-Institut (MRI), Pressemeldung vom 04.07.2023

Pressemeldung: Bundesminister Cem Özdemir stellt Produktmonitoring des MRI vor

„Egal ob gesüßte Erfrischungsgetränke oder Frühstücksflocken: Der Zuckergehalt in Lebensmitteln für Kinder ist immer noch zu hoch. Bei den Getränken ist er sogar teilweise gestiegen. […]. Jedes Kind in Deutschland soll die Chance haben, gesund aufzuwachsen – und zwar unabhängig von dem Einkommen der Eltern, der Bildung oder der Herkunft. Deshalb kämpfe ich für einen besseren Kinderschutz und gute Ernährung. Gerade im Kindesalter wird das Ernährungsverhalten entscheidend für das weitere Leben geprägt.“
„Fertigprodukte für Kinder und Erwachsene müssen gesünder werden. Wer viel davon isst, erhöht sein Risiko für schwerwiegende Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2 oder Adipositas. Die Unternehmen haben es selbst in der Hand, Rezepturen zu verbessern. Mir ist wichtig, dass nun zügig wissenschaftlich fundierte Reduktionziele entwickelt werden.“
Wie hoch die Reduktionsziele in den einzelnen Lebensmittelgruppen ausfallen können, soll auf der Grundlage eines vom MRI koordinierten Beteiligungsprozesses ermittelt werden. Hier soll zunächst mit Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft eine Methodik zur Ableitung von wissenschaftlich fundierten und auf Zielgruppen abgestimmten Reduktionszielen entwickelt werden. Anschließend werden möglichst konkrete Reduktionsziele erarbeitet.

Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Pressemeldung vom 04.07.2023

Pressestatement der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

„Die neuen Daten des Max Rubner-Instituts belegen den gesetzlichen Handlungsbedarf für verbindliche Regeln zum Schutz der Kindergesundheit. Die Strategie der freiwilligen Selbstverpflichtungen ist offenkundig gescheitert. Obwohl die Ernährungsindustrie seit vielen Jahren Besserung gelobt, sind die Zuckergehalte in Lebensmitteln für Kinder nach wie vor zu hoch und teilweise sogar gestiegen. Nicht einmal die Hälfte der vermeintlichen Kinderprodukte erfüllt die Nährwert-Empfehlungen für Zucker, Fett und Salz der Weltgesundheitsorganisation. Die Verbände der Lebensmittelwirtschaft beklagen fast täglich, dass ein viel zu großer Anteil der Lebensmittel unter die geplanten Werbebeschränkungen falle. Dieses Problem ist hausgemacht und zeigt letztlich nur, wie unausgewogen das Lebensmittelangebot aktuell ist.“

Quelle: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Pressemeldung vom 04.07.2023



Diesen Artikel finden Sie auch in ERNÄHRUNGS UMSCHAU 8/2023 auf Seite M469.

Das könnte Sie interessieren
Pflanzliche Speisefette und –öle. Teil 4: Palmöl weiter
Medienumschau 4/2024 weiter
Social Media und der Einfluss auf die Gesundheitskompetenz weiter
Hochschule Osnabrück entwickelt Handlungsempfehlungen gegen Lebensmittelverschwendung weiter
Globale Ernährungswende würde Gewinne in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar erzielen weiter
Wirkung von Ballaststoffen auf die Gewichtsreduktion weiter