© skodonnell/iStock/Getty Images Plus
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Leserreaktionen: Leserbrief zum Special Welternährung

Planetary Health Diet

Die Notwendigkeit einer Umstellung der an gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz reichen „Western Diet“ zu Lasten vom Tier stammender Lebensmittel, besonders von Fleisch/-erzeugnissen und zugunsten pflanzlicher Lebensmittel ([1]Tabelle 1, [2] p.451, Table1)] steht außer Frage, sowohl für unsere Gesundheit als auch für die Einhaltung/Unterschreitung genannter „Planetarer Belastungsgrenzen“. Mittlerweile dient sogar im globalen Maßstab das Gros der Ackerfläche der Erzeugung ertragreicher Futterpflanzen, hauptsächlich Futtermais, -weizen und -gerste) oder Soja. Die Umwandlung von Futtermitteln in Milch, Fleisch und Eier ist im Vergleich zum direkten menschlichen Konsum von Pflanzennahrung ein Verlust an Nährstoffen und bei zu hoher Viehdichte ebenfalls belastend für die Umwelt durch Stickstoff- und Phosphoreinträge über den gewünschten Düngereffekt hinaus.

Ein Rückgang in der Aufnahme von Fleisch, Milch und Eiern würde für die höhere Zahl von zukünftig zu ernährenden Menschen weniger Futterfläche und mehr Feldfrüchte für den Direktkonsum bedeuten. Dabei ist in der Planetary Health Diet das Ausmaß der Reduzierung besonders beim Fleisch auf im Tagesdurchschnitt 43 g (0 bis 86 g /Tag) einschneidend. Die anzustrebende Minderung des Fleischkonsums wäre auch extremer als nach dem Eingangsstatement in der ERNÄHRUNGS UMSCHAU ([1]S. M418 letzter Satz) „…Halbierung des Verzehrs von rotem Fleisch und Zucker…“.

Tatsächlich würde die Verminderung für das Fleisch insgesamt hierzulande zwei Drittel (Bezugsbasis 43 kg/Kopf und Jahr, NVS I 2006) bis drei Viertel (Bezugsbasis 59 kg/Kopf und Jahr, Stat. Jahrbuch BMELF 2017) betragen. Für rotes Fleisch, ist die Diskrepanz noch höher, dominiert doch Fleisch und Wurst vom Schwein, mit ca. zwei Dritteln, den deutschen Fleischkonsum. Das global zugestandene Mittel von insgesamt 43 g Fleisch/-erzeugnissen/Tag entspricht dem unteren Wert der wöchentlich 300–600 g/Woche in den DGE-Empfehlungen. Ebenfalls lässt sich die Negierung jedes Butterverzehrs oder ähnlicher Milchfette, wie des indischen Ghees, schwer mit den auch kulturgeschichtlich bestimmten länder- und regionenspezifischen Ernährungsweisen verbinden. Andererseits wird nach guter wissenschaftlicher Praxis in dem ausführlichen Bericht auf Seite 453 die Unsicherheit in bestimmten Einschätzungen angesprochen mit der Notwendigkeit der Anpassung an die vielen Ernährungsmuster in der Welt, nichtsdestotrotz aber auch ihrer weiteren Harmonisierung.

Im Vergleich mit der Planetary Health Diet als Referenz wird in dem ausführlichen Report [2] auf Seite 473 (Abb. 6) ebenfalls das Szenarium einer Fleischaufnahme von knapp 90 g/Tag behandelt (gegenwärtiger Stand in den OECD-Ländern). Hiermit würden für 2050 und bei 10 Mrd. Erdbewohner alle genannten planetaren Belastungsgrenzen überschritten. Gewisse Verminderungen der Belastungen brächten eine verbesserte Agrarproduktion und die Reduzierung der Lebensmittelabfälle. Wirkliche Entlastung würde aber nur der Übergang zur „Planetary Health Diet“ bringen unter Verstärkung der Vorteile durch fischreichere (pescetarian diet), vegetarische oder vegane Nahrung.

 

Transformation oder Transition?

Anstelle der von der Kommission mehrfach beschworenen „Great Transformation“ (der Ernährungsweise) wäre aus meiner Sicht der Begriff „Übergang“, engl. „Transition“, vorzuziehen. „Great Transformation“ impliziert Zwang und Gesetze, von denen Wohlfahrtssysteme auf Basis freiheitlicher sozialer Marktwirtschaft nicht ein Zuviel vertragen. In dem Zusammenhang können auch nicht China und Vietnam mit ihren totalitären Regimes, als Beispiele für gelungene Transformationen herhalten ([1] Seite M419), zumal gerade dort in kurzer Zeit Produktion und Konsum von Fleisch drastisch angestiegen sind.

 

 

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