© skodonnell/iStock/Getty Images Plus
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Leserreaktionen: Leserbrief zum Special Welternährung

Geschichte der Nahrungsmittelerzeugung in Europa nicht ignorieren!

Der ausführliche Bericht [2] nimmt auf S. 476, besonders in Tabelle 5, Bezug auf die jüngerer Vergangenheit zwischen 1920 und 1945 mit den dokumentierten Hungersnöten im Gefolge der kommunistischen Zwangskollektivierung mit Vertreibung der Großbauern in der Sowjetunion 1932/1933, oder im indischen Bengalen 1943 noch während der britischen Kolonialherrschaft. Diese schlimmen Erfahrungen befeuerten nationale und internationale Aktionen und mündeten schließlich in der Gründung der WHO sowie FAO als UN-Teilorganisationen 1945.

Ungeachtet der in dem Bericht beschworenen neueren Nahrungshilfe an globalen Brennpunkten, koordiniert durch genannte Organisationen, beginnt Ernährungssicherung in Mittel- und Westeuropa viel früher, nämlich bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit der Steigerung der Erträge besonders vom Acker und setzt sich dann im 20. Jh. mit weiteren Umwälzungen fort. Hierfür stehen Namen wie Justus von Liebig, 1803–1873 (mit der „Erfindung“ der wissenschaftlichen Pflanzenernährung/Düngung als Ersetzung der dem Boden mit dem Erntegut entzogenen Nährstoffe) oder Haber und Bosch mit der chemisch-technischen Umwandlung von Luftstickstoff in Ammoniak bzw. Stickstoffdünger zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts [8]. Ein weiterer großer agrarischer Erfolg ist mit dem Namen Norman Borlaug ist verbunden und der Züchtung trockenresistenter ertragreicherer Zwergweizensorten als Ausgangspunkt der Grünen Revolution mit Verdoppelung der Getreideerträge und Besiegung des Hungers in Mexiko, Indien oder Pakistan in den 1970er/1980er Jahren (Friedensnobelpreis für N.B. 1970).

 

Schlussbemerkung

Die vorstehenden Anmerkungen basieren auf den beiden ersten Unterkapiteln des o.g. Vorlesungsteils „Ernährungssicherung“ (1) „Bevölkerung, Fläche und Erträge global“ und (2) „All we come from developing countries“ (Wir kommen alle aus Entwicklungsländern – Landwirtschaft und Ernährung in der Europäischen Geschichte). Dabei wird die Entwicklung und das Funktionieren der Agrar- und Ernährungswirtschaft hierzulande und in der EU beschrieben, mit allen Vor- und Nachteilen. Spezialisierte, aber auch „all-round“-Betriebe mit hohen Erträgen bei hohen Sicherheits- und Qualitätsstandards auch im Umweltbezug prägen unsere Landwirtschaft und können als Modell für Länder/Regionen mit niedrigerem Niveau agrarischer Produktion und Lebensmittelversorgung gelten. Der Erfolg der Vorlesung vor einer internationalen Hörerschaft nun bereits in ihrem sechzehnten Jahr kann als Beleg für das soeben Festgestellte gelten.

 

 

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