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Vorbild Eltern: Nur die Hälfte der deutschen Familien frühstückt regelmäßig gemeinsam. ©monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

Ohne Frühstück zur Schule: Ungesundem Trend effektiv begegnen

Weniger Verlangen nach Süßem
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Prof. Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund. ©privat

Wissenschaftlich abgesicherte Informationen und Rezepte rund ums Frühstücken liefern zum Beispiel die „Empfehlungen für das Frühstück – Das Frühstücks-Zweimaleins mit OptimiX® des FKE. „Der Titel unserer Broschüre weist bereits darauf hin: Erst mit dem passenden zweiten Frühstück wird die Vormittagsverpflegung zu einer runden Sache“, sagt Kersting. „Wer morgens noch keinen Hunger hat, braucht eine größere Pausenmahlzeit“, so die Professorin. „Wer dagegen bereits zu Hause gut gefrühstückt hat, kommt mit einem kleinen Snack hin.“

Egal ob als Pausenbrot in der mitgebrachten Brotdose oder als Joghurt mit Früchten am Schulkiosk – das Pausenfrühstück liefert vollwertige Energie und reduziert das Verlangen nach Süßigkeiten. Die optimale Lebensmittelauswahl hierfür hat die DGE in die „Qualitätsstandards für die Schulverpflegung“ integriert. Diese und weitere Veröffentlichungen, Links und Serviceangebote lassen sich auf dem Portal „Schule plus 1 = Note 1“ nachlesen.

Grundschüler genießen die zweite Mahlzeit des Tages übrigens oft im Klassenverband. Das bietet den Lehrkräften Gelegenheit, den Inhalt von Brotdosen und Getränkeflaschen unter die Lupe zu nehmen. So können sie gemeinsam mit Schülern und Eltern erarbeiten, wie ein gesundes Schulfrühstück aussieht. Das Basiswissen hierzu sowie didaktische Anleitungen bietet etwa „Der Pausenbrot-Check für Kita und Schule“ vom aid infodienst

Um Kindern den Genuss von Obst und Gemüse schmackhaft zu machen, nutzen viele Grundschulen seit einigen Jahren auch das EU-Schulobst- und Gemüseprogramm. Die Kinder der daran beteiligten Schulen erhalten so regelmäßig und kostenlos eine Portion Obst und Gemüse.

Vollwertige Auswahl am Schulkiosk anbieten
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Ältere Schüler kaufen ihr Frühstück häufig am Schulkiosk. Hier sollten gesunde Snacks angeboten werden. ©KatarzynaBialasiewicz / iStock / Thinkstock

Je älter die Kinder werden, desto mehr verliert das klassische Pausenbrot an Bedeutung. Idealerweise verfügt die Schule über einen gut sortierten Schulkiosk, der anstatt Limo und Süßigkeiten belegte (Vollkorn-)Brötchen, Milchprodukte (durch das EU-Schulmilchprogramm verbilligt) sowie frisches Obst und Gemüserohkost anbietet. Ist dies nicht der Fall, lohnt sich ein konstruktives Feedback seitens der Eltern.

Viele Schulen sind offen für Anregungen, denn eine gute Schulverpflegung wird mehr und mehr zu einem Entscheidungskriterium bei der Schulwahl.

Lehrkräfte, verantwortliche Mitarbeiter und ehrenamtlich beteiligte Eltern sollten bereits vor der Eröffnung praktische Anregungen für die Lebensmittelauswahl und die Organisation von Schulkiosk oder Cafeteria einholen. Diese bietet zum Beispiel die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in einer übersichtlichen Broschüre.

Schüler zum Trinken animieren
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Prof. Dr. Helmut Heseker ist Präsident der DGE. ©privat

Wichtig für die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit ist darüber hinaus ausreichend Flüssigkeit. „Eltern sollten daher auf die Flüssigkeitsversorgung ihrer Kinder achten und dafür sorgen, dass sie in der Schule Zugang zu ausreichenden Mengen geeigneter Getränke haben“, betont Heseker.

Für Kinder und Jugendliche gelte, dass sie sich in der Regel auf ihr Durstgefühl verlassen können. „Am besten geeignet sind Trink- oder Mineralwasser und ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees“, empfiehlt Heseker. Zuckergesüßte Getränke wie Limonaden, Eistees oder Fruchtsaftgetränke fördern dagegen die Entstehung von Übergewicht und gehören weder in den Ranzen noch an den Schulkiosk.

In der Praxis klappt das nicht immer: „Viele Kinder sind es einfach nicht gewohnt, Trinkwasser zu trinken“, weiß Kersting. „Gibt es aber in der Schule Trinkwasserspender, trinken sie automatisch mehr Wasser.“ Zu diesem Ergebnis kam die Trinkfit-Studie, in deren Rahmen leitungsgebundene Wasserspender in Grundschulen aufgestellt wurden. „Dabei haben wir auch festgestellt, dass Kinder zusätzlich zum Wassertrinken motiviert werden, wenn man ihnen eine trendige Trinkflasche zum Wiederbefüllen schenkt“, resümiert Kersting.

Gabriela Freitag-Ziegler



Weitere Informationen

Quellen:
Alexy U, Wicher M, Kersting M. Breakfast trends in children and adolescents: frequency and quality. Publ Health Nutr (2010) 13(11): 1795-1802 (Abstract) / DONALD Studie

Croezen S, Visscher TL, Ter Bogt NC et al.: Skipping breakfast, alcohol consumption and physical inactivity as risk factors for overweight and obesity in adolescents: results of the EMOVO project. Eur J Clin Nutr 63 (3), 405–12 (2007) (Abstract)

Klotter C, Fett F: Frühstücksverhalten von Kindern und Jugendlichen: Wie lässt es sich gesundheitsförderlich beeinflussen? Ernährung im Fokus (2015) 03/04: 66-71

Robert-Koch-Institut (Hrsg.): Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – 2013, Berlin 2014

SINUS Markt und Sozialforschung GmbH: AOK Familienstudie 2014 – Forschungsbericht des SINUS Instituts. Teil 1: Repräsentativbefragung von Eltern mit Kindern von 4 bis 14 Jahren.



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Schulfrühstück – Was kann Deutschland aus den US-Erfahrungen lernen? Erschienen in der Ernährungs Umschau, Ausgabe 02/14.

Frühstücksgewohnheiten und kognitive Leistungsfähigkeit bei Kindern und Jugendlichen. Erschienen in der Ernährungs Umschau, Ausgabe 06/12.

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